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Stadtmuseum Münster: Büste von Elisabet Ney,

Darstellung: Eilhard Mitscherlich 

 

         

Gesamtansicht vorne

 

 

Ansicht des Sockels von unten  

 

         

Ausbruchstelle an der linken Schulter  Freilegungsfenster hinten 

 

Bei dem untersuchten Objekt handelt es sich um eine mehrfach überfasste Büste im Hohlgussverfahren mit oben genannter Darstellung, unter der als separates Werkstück ein Sockel mit größeren überstrichenen Ausbrüchen angebracht ist.

Die Büste misst 63 x 41 x 31 cm; es existieren von dieser Darstellung noch eine Marmorbüste, sowie eine weitere Gipsbüste. Auf der Rückseite sind der Name der Künstlerin, sowie die Jahreszahl 1859 eingeritzt, die das Entstehungsdatum beschreibt. Da die zweite Gipsbüste ebenfalls aus dem Jahr 1859 stammt, die Marmorbüste jedoch erst im Jahre 1865 geschaffen wurde, sind die Gipsbüsten als Entwurf zu verstehen.

Für das Objekt wird eine Restaurierung angestrebt, die je nach Befund entweder unter Beibehaltung aller derzeitigen Fassungsschichten eine Reinigung, Festigung und Ergänzung, sowie Retusche der derzeitigen Oberfläche beinhalten könnte, oder aber eine Freilegung auf die (herauszufindende) originale Oberfläche einschließlich einer Konservierung derselben.

Da die Form der Büste, im Vergleich zum übrigen Werk der Künstlerin, im Zusammenhang mit der Form des Sockels untypisch ist, besteht die Erwägung, im Zuge dieser Maßnahme den Sockel zu entfernen, sofern er eindeutig als spätere Zutat ausgewiesen werden kann.

 

Ergebnisse der Untersuchung

Die Untersuchungen mit mechanischen und chemischen Methoden führten zu folgenden Ergebnissen:

Zustand:

Die Büste befindet sich grundsätzlich in einem guten Zustand; auffallend sind allerdings die fest anhaftenden Verschmutzungen, auch kleinteilige Bestoßungen. Größere Fehlstellen am Sockel sind mehrfach überstrichen und vermutlich älter und stabil. In einigen Bereichen Abplatzungen der Farbfassungen, insbesondere an den oberen beiden Fassungsschichten.  

Fassungsfolge und Untergrund:

Von der derzeitigen Sichtfassung aus betrachtet finden sich folgende Schichten auf dem Objekt:

Schicht 1: Sichtfassung, oberste Schicht: Gebrochen weiße Schicht mit glatter, teils leicht glänzender Oberfläche, in einigen Bereichen mit deutlichem Pinselduktus. Löst sich in Ethanol. Vollflächige Überfassung mit geringfügigen Fehlstellen.

Schicht 2: Direkt unterhalb von Schicht 1, helle, ebenfalls relativ dicke Malschicht mit rötlichem und ockerfarbenem Anteil, matt, erinnert an den Farbton von Inkarnat; vollflächige Überfassung mit geringfügigen Fehlstellen. 

Schicht 3: Unterhalb von Schicht 2 findet sich in den beprobten Bereichen, die zuvor von anderen Malschichten verdeckt waren, eine gelbe Schicht, die allerdings in die darunter befindliche Malschicht vollständig eingedrungen zu sein scheint, teilweise bis in den Gips, wie sich bei der Abnahme der untersten Fassungsschicht an einer Stelle zeigte. Die Schicht ist nicht isolierbar. Darauf Schmutzablagerungen. Hierbei könnte es sich um einen Überzug handeln, mit dem die Büste versehen wurde und der sich wahrscheinlich an den freiliegenden Stellen gebleicht oder abgebaut hat (ggf. leinölhaltig). Keine offensichtliche Löslichkeit in polaren oder apolaren Lösemitteln. Da der Befund an vielen beprobten Stellen vorlag, ist auch die Schicht an weiten Bereichen der Büste zu erwarten.

Schicht 4: Weißliche Schicht (wo nicht durch Schicht 3 vergilbt), teilweise mit feinem Pinselduktus. Dünner Farbauftrag.. Ursprünglich vermutlich vollflächige Fassung mit geringfügigen Fehlstellen, klare Aussagen über die Menge der noch vorhandenen Bestandes kann man nicht verbindlich machen. Vermutlich ursprüngliche Sichtfassung. 

Gips: Unterhalb von Schicht 4 befindet sich das Gipsmaterial, aus dem die Büste besteht. Auf die Gipsoberfläche konnte nur mechanisch freigelegt werden, hierbei konnten keine Hinweise auf Schmutzablagerungen an der Gipsoberfläche gefunden werden (die eindeutig auf eine länger bestehende und von der Künstlerin beabsichtige Gipssichtigkeit hinweisen würden). 

Es gibt keinen Hinweis auf eine ursprünglich gewollte Gipsssichtigkeit.

Streichspuren im Inneren wiesen auf das Verstreichen des Gipses in eine Form hin.

Sockel: Sämtliche Beobachtungen wurden sowohl am Sockel, als auch an der Büste gemacht und zeigen, dass beide Teile, obwohl sie nicht in einer Form hergestellt, sondern nachträglich miteinander verbunden worden sind, dieselbe Fassungsgeschichte haben und zumindest schon seit geraumer Zeit miteinander verbunden sind.

Der Sockel, der unter der großen Büste mit fast vertikalem seitlichen Abschluss unterdimensioniert wirkt, steht an der Rückseite jedoch über und ist leicht schief unter der Büste angebracht. Stilistisch gesehen passt sie, zusammen mit der Form der Büste, nicht zum übrigen Werk der Künstlerin.

 

Schlussfolgerung:

Aus den Untersuchungsergebnissen lässt sich ableiten, dass beide diskutierten Maßnahmen technisch möglich sind. Die fragliche Freilegung auf die vermutete ursprüngliche Fassung ist allerdings mit einem gewissen Aufwand verbunden, da sich die beiden Überfassungen nur zögerlich anlösen lassen. Darunter befindet sich aller Wahrscheinlichkeit nach allerdings eine von Schicht 3 (Überzug) durchdrungene, sprich gelbe verfärbte unterste Fassung, die freigelegt (zumindest zunächst) nicht präsentierbar ist. Ob diese sich aufhellt, wenn sie Sauerstoff und UV-Strahlung ausgesetzt ist, ist noch nicht abschließend geklärt. Eine Möglichkeit zur Entfernung des Überzugs konnte noch nicht gefunden werden. Die Büste müsste voraussichtlich nach der Freilegung flächig retuschiert bzw. reversibel dünn lasiert werden. Begründet werden kann die Sinnhaftigkeit der Freilegung aber dennoch mit der Entfernung der die Form verunklärenden Überfassungen mit großer Schichtstärke zugunsten einer sehr dünnen, reversiblen Retusche oder Überfassung.

Unabhängig von der Freilegung würden restauratorische Maßnahmen eine Reinigung (bzw. Freilegung), geringfügige Fassungsfestigung, Ergänzung der Fehlstellen und Retusche mit reversiblem Material umfassen.

Da alle drei Darstellungen Mitscherlischs auf unterschiedlichen Sockeln befindlich sind, Form der Büste und des Sockels zusammen in vorliegenden Fall aber nicht mit dem übrigen Werk Elisabet Neys übereinstimmen, wäre eine Trennung derselben trotz gleicher Fassungsgeschichte denkbar.

 

für: Lehmkuhl Restaurierungen GmbH &Co KG

  

  

TopVera von Rüden, Diplom-Restauratorin (FH) | vera_von_rueden@web.de